Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.
Psalm 119,162
Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.
Matthäus 13
Der Schatzgräber von Abteilung 7b
Herr Schröder, 57, Sachbearbeiter im städtischen Bauamt, hatte an diesem Dienstagmorgen keinen Kaffee mehr zuhause und verpasste zudem den Bus. Seine Laune war dementsprechend vergraben irgendwo zwischen Montag und Magenknurren. Doch als er im Büro ankam, war da diese E-Mail.
Nicht irgendeine. Betreff: „Neue Aktenlage: Fall B-728 wird eingestellt“.
Er klickte – und erstarrte. Es war jener Fall, der ihm über Jahre den letzten Nerv geraubt hatte: Bebauungsplan Krummer Acker. Endlose Gutachten, Widersprüche, Wutausbrüche von Anwohnern. Und jetzt: abgeschlossen. Einfach so.
Er lehnte sich zurück, las noch einmal den Satz: „Die Akte wird geschlossen.“ Und da überkam ihn etwas – keine Euphorie, eher so etwas wie stille Ekstase. Wie ein Schatzsucher, der nach Jahren endlich das Klacken der Metallscheibe in der Erde hört. Ganz sachlich klickte er auf „archivieren“, stand auf, ging zum Fenster – und grinste.
Am Himmel kräuselte sich eine Wolke in Form eines Fragezeichens.
„Ich freue mich über dein Wort“, murmelte er, „wie einer, der große Beute macht.“ Und dann, nach einem kurzen Blick auf den leeren Kalender: „Vielleicht verkaufe ich alles und kaufe mir einen eigenen Acker. In Brandenburg. Mit einer Hängematte.“
Moral:
Manche Schätze liegen nicht tief im Boden, sondern in einer E-Mail, die genau im richtigen Moment kommt.
Und wer sie erkennt, hat vielleicht schon ein Stück Himmelreich gefunden – zwischen Paragraf 13b und der
Mittagspause.
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